Digitalisierung des Rundfunks: Mut
zur (analogen) Lücke!
(aus
einer Pressemitteilung von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein
vom 25.11.2003 )
der
Beschluss in Gänze
Der Landesvorstand
hat sich mit der Digitalisierung des Rundfunks beschäftigt
und in einem Beschluss die geplante Einführung des digitalen
Fernsehens (DVB-T) in 2004 trotz Bedenken begrüßt. Gleichzeitig
lehnt der Landesvorstand in seinem Beschluss die Einführung
des digitalen Hörfunks (DAB) ab und fordert die Landesregierung
auf, über DAB ein mehrjähriges Moratorium zu verhängen.
Dazu erklären Björn Pistol,
Sprecher des Landesverbandes und Thomas Peick,
Mitglied des Medienrates der ULR:
Durch die digitalisierte
Ausstrahlung des Rundfunks via DVB-T wird der terrestrische
Empfang von derzeit sechs bis sieben Programmen auf bis
zu 28 Programme erweitert.
Diese Entwicklung ist im
Sinne der Programmvielfalt zu begrüßen. Zudem entsteht mit
DVB-T eine dritte Säule, die eine von Kabel und Satellit
unabhängige Verbreitung ermöglicht und damit zukünftig zur
Sicherung der deutschen TV-Landschaft beitragen kann.
Damit ist die Digitalisierung des Fernsehens eingeleitet
und der point-of-no-return überschritten. Allerdings: Der
Investitionsaufwand für BürgerInnen und TV-Stationen ist
ungeklärt, und ein Teil der schleswig-holsteinischen Bevölkerung
wird mit der Aufschaltung von DVB-T nach derzeitigem Stand
„abgeschaltet“ und muss zukünftig terrestrisch „in die Röhre
gucken“! Auch ein digitalisiertes Fernsehen muss die Grundversorgung
lückenlos sicher stellen, DVB-T darf nicht zum Ballungsraumfernsehen
werden, dass weniger lukrative Landschaften einfach auslässt
oder in diesen nur ohne Beteiligung der Privaten zustande
kommt.
Die Einführung von DAB lehnen
wir grundsätzlich weiterhin ab!
Es gibt keinen Bedarf, das System
ist technisch veraltet, der Mehrwert für die Hörer nicht
erkennbar und der Investitionsaufwand für die BürgerInnen
und die Programmanbieter ist nicht zumutbar. DAB ist schon
jetzt de facto „Dead And Buried“ und ein millionenschweres
Subventionsgrab.
Schleswig-Holstein will im kommenden
Jahr als letztes Bundesland DAB einführen. Zu einem Zeitpunkt,
an dem in anderen Bundesländern längst ein Umdenken eingesetzt
hat und eine langsame Abkehr von DAB stattfindet.
Diese Einführung wird wahrscheinlich
nicht ohne massive finanzielle Unterstützung realisierbar
sein. In Zeiten, in denen das Land Schleswig-Holstein sich
einem rigorosen Sparkurs unterwerfen muss und auch die öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten zu großen Einsparungen angehalten werden,
wäre dies allerdings ein fatales Signal.
Wir fordern daher die Landesregierung
erneut auf, über DAB zumindest ein mehrjähriges Moratorium
zu verhängen. Denn inzwischen entwickeln sich sinnvolle
Alternativen zu DAB: Radio via Satellit und Internet ist
ebenso möglich wie eine Übertragung übers Handy. Auch DVB-T
eignet sich grundsätzlich für den Empfang von Radiosignalen
und fast jeder DVB-T-Empfänger ist inzwischen für den Radioempfang
ausgerüstet.
Solange sich keine wirkliche Alternative
zum bewährten UKW-Empfang findet, müssen auch die Politik
und Medienverantwortlichen ausnahmsweise mal nach dem Motto
agieren dürfen: „Mut zur (analogen) Lücke!“
An die ULR geht daher auch unser
Appell, auf eine Subventionierung von DAB - anders wie bereits
in vielen Bundesländern geschehen – rigoros zu verzichten.